Vier Schlüsselbereiche der Erziehung

Margit und Franz sitzen gemütlich auf dem Balkon und genießen den lauen Sommerabend. „Ich bin schon so gespannt, wie das wird, wenn unsere kleine Livia geboren ist. Ich kann es kaum mehr erwarten. Wie werden wir als Eltern sein?“ – „Na, so viel wie du in letzter Zeit über Erziehung gelesen hast, sicher perfekt!“, meint Franz grinsend zu seiner Frau. „Ich bin jedenfalls immer dann zuständig, wenn Livia nicht hungrig ist! Du wirst sehen, ich bin der schnellste Vater beim Windelwechseln!“ Margit lacht: „Sicher! Und hoffentlich auch der schnellste Vater, der aus dem Büro nach Hause kommt!“

Worauf soll man in der Erziehung von kleinen Kindern achten? Gerade die Geburt des ersten Kindes ist für Eltern besonders spannend und ihr Leben ändert sich in vielen Aspekten. Margit und Franz wollen diese Fragen frühzeitig anpacken und sich nicht von der neuen Situation überrollen lassen: Was für eine Mutter/was für ein Vater will ich sein und welche Erwartungen habe ich von meinem Mann/meiner Frau? Es ist gut, sich diese Fragen im Vorhinein zu stellen: Was wollen wir für unsere Kinder, was sind unsere konkreten Wünsche und Ziele für unsere Familie? Gemeinsam gefasste Pläne geben den Eltern im Umgang mit ihrem Kind Sicherheit und schweißen sie als Ehepaar noch mehr zusammen, auch wenn die Realität oft Änderungen dieser Pläne einfordern wird. Umso bedeutender ist es aber, solche Pläne auch zu konkretisieren und in den wichtigsten Punkten zu gemeinsamen Vorstellungen zu kommen. Das werden am Anfang meist nur „Kleinigkeiten“ sein, die sich um das Essen, den Schlaf, die Ordnung und die Hygiene drehen. In diesen vier Schlüssel-Bereichen kann man sehr gut lernen, als Ehepaar gemeinsam Vorstellungen zu erarbeiten, Entscheidungen zu treffen und Schritt für Schritt Struktur ins Familienleben zu bringen, sodass man im späteren Erziehungsleben darin schon Übung besitzt und darauf aufbauen kann.

1. Schlafen: Livia soll in einen Rhythmus von Schlaf- und Wachzeit hineinwachsen. Gleichbleibende Rituale helfen dem Kind, sich im Tagesablauf auszukennen, sich sicher zu fühlen und das Schlafen als etwas Positives zu erleben.

2. Essen: Auch hier soll sich Livia bald an einen Rhythmus und an feste Abläufe gewöhnen können. Etwas später wird Livia lernen, dass Essen kein Spiel oder Theater ist. Essen soll von Anfang an auch Kommunikation und Miteinandersein bedeuten.

3. Ordnung: Je leichter das Kind eine gleichbleibende Struktur im Tagesablauf erkennen kann, desto sicherer fühlt es sich. Livia kann schon mit wenigen Monaten lernen, dass Margit nach dem Spazier-gang mit dem Kochen beginnt und dass sie danach ihr Fläschchen bekommt, bevor sie zum Mittags-schlaf niederlegt wird. Nach dem Mittagsschlaf spielt Margit immer eine Weile mit Livia. Solche gleich-bleibenden Handlungsketten geben Geborgenheit und Orientierung.

4. Hygiene: Livia lernt, sich wohl zu fühlen, wenn sie sauber ist. Schon ab dem Krabbelalter kann es z.B. zur Gewohnheit werden, dass vor dem Essen die Hände gewaschen werden. Wenn es zwischen den Eltern in diesen vier Bereichen gemeinsame Vorstellungen gibt, ist eine gute Basis für Livias Entwicklung gelegt.

Basierend auf diesen vier Schlüssel-Bereichen wird Livia in ihrenersten drei Lebensjahren viele wichtige Kompetenzenerwerben: Ausdauer, Geduld, fein- und grobmo-torische Fähigkeiten, ein prinzipielles und konkretes Regelverständnis, Rücksichtnahme und vieles mehr, die für ihr späteres Leben wichtig sein werden. Um die Regeln und Strukturen einzuhalten, empfiehlt es sich für Margit und Franz, sie vorerstauf diese wenigen, aber entscheidenden Schlüssel-Bereiche zu beschränken. Die Erziehung wird später ohnedies noch komplex genug!

Dr. Alexandra Schwarz ist Eltern- und Erziehungsberaterin,
Moderatorin der GFO und Mutter von sieben Kindern.